Wilder Czardas trifft auf Tänze, die im Flamenco, in der Rumba und in der akustischen Popmusik ihre Wurzeln haben. Wenn die Berliner Gruppe Zigan-tzigan ihre musikalische Odyssee vom Balkan über Russland bis nach Westeuropa zu den Liedern der Zigeuner der südfranzösischen Camargue (Gipsy Kings) und zu den temperamentvollen Tänzen Andalusiens antritt, hat sie dabei auch moderne Elemente der Pop- und Filmmusik im Gepäck.
Die Band um den („Teufels-“) Geiger Thomas Espanner bietet das außergewöhnliche Erlebnis, die leidenschaftliche, melancholische, emotionale und ungezügelte Zigeunermusik sowohl Osteuropas (Zigan) als auch Westeuropas (tzigan) zu erleben. Dass die Band dabei so manches Mal musikalisch vom Wege abkommt, bereichert das Erlebnis um interessante Seitensprünge.
Das Spiel auf der Geige brachte sich Espanner selbst bei, da war er bereits 19 und der Grund war, dass ihn sein Mädel hat sitzenlassen. Einen Lehrer im konventionellen Sinne hatte er nie – aber ein großes Vorbild: den „Teufelsgeiger aus Odessa“, in dessen Band er spielte und dabei das spezielle Spiel der temperamentvollen russischen Zigeunergeige erlernte. Das passte gut zu seinen Erfahrungen, die er früher schon in Straßenmusik-Shows sammeln konnte. Um das Ganze zu veredeln, schlich er sich heimlich in Kurse der Berliner „Hochschule der Künste“, um auch in Harmonielehre und Improvisation fit zu werden. So wurde er „Meisterschüler“ bei seinem Maestro und tourte mit dessen Ensemble „Ja-ka-Scha“ jahrelang über die Bühnen Europas.
1982 war es soweit: Espanner gründete seine eigene Band und ließ in diesem ungewöhnlichen Konzept seine Musik zwischen der traditionellen östlichen und westlichen Zigeunermusik Europas pendeln. In Konzerten, bei Festen und Partys wechseln sich Zigeunerromanzen und wildblütige Pußzsta-Klänge mit Flamenco-wüchsigen Tänzen, lateinamerikanischen Rhythmen und neuzeitigen Popeinflüssen ab, dabei aber immer möglichst unplugged, also mit rein akustischen Instrumenten.
Die Mitwirkenden der Band sind passend unkonventionell gewählt und stellen die Freude an Musik, Tanz und Gesang in den Vordergrund:
Verantwortlich für die virtuosen Instrumentalstücke auf der Geige ist Thomas Espanner, der gelegentlich auch zu Saxophon und Mandoline greift und singt. Seine Frau Katrin Espanner, die als Kind und Jugendliche brav das Zupfen der Gitarre an der Musikschule gelernt hatte und sich über den Flamenco-Gitarristen Diego de Calvi zu zeitgemäßer, emotionaler und selbstbestimmter Musik entwickeln konnte, gibt dieser Musik das harmonische und rhythmische Netz. Das Akkordeon spielt der aus Serbien stammende Roma Dejan Jovanovic, dem die schrägen Rhythmen und die Improvisationskunst der Zigeunermusik des Balkans mit in die Wiege gelegt wurden.
Tanz macht die Musik und Gefühle sichtbar – und da sind die beiden Tänzerinnen Joya la India und Bella Paloma als Duo „co-flamen-co“ ganz in ihrem Element. Schon von Kindesalter an tanzen sie in der berühmten Berliner Schule „Magna Mata“ im La Luz und so zählt Bella Paloma zu den Top-Flamenco-Tänzerinnen weit über die Hauptstadt hinaus. Im aktuellen Programm „mediterraneo“ entwickeln sie sich als Duo „co-flamen-co“ aus der Tradition des Flamenco und erfinden sich auf spannende Weise neu. Dazu gehört das geschmeidige Wechseln zwischen Tanz, Gesang, Palmas und Percussion.
„Mit diesem Programm „gipsy, czardas & flamenco“ holen wir Musik und Tanz in unser alltägliches Leben und in das der Zuhörer zurück, da, wo wir einst mit unserer Liebe zu Musik und Tanz begannen.“